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Angst und Mut

Mir sind die Tage so viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Oft denke ich, dass ich darüber einen Beitrag schreiben möchte, dann verwerfe ich den Gedanken wieder, weil diese Themen vielleicht doch zu langweilig sind. Ein Thema liegt mir aber sehr am Herzen, einfach in der Hoffnung, das einige junge Leute mitlesen. Vielleicht könnt ihr es besser machen. Ich bin niemand, der anderen etwas auf diktiert. Was ich aufzeige sind immer nur Möglichkeiten und Wege, ein Ansatzpunkt. Wenn es jemanden zum Nachdenken anregt, habe ich mein „Ziel“ schon erreicht. Nur das ist wirklich wichtig, dass wir es schaffen in anderen Menschen etwas zu bewegen.


Worum geht es?

Es geht um Mut.

Es geht darum eingetretene Wege zu verlassen.

Es geht darum anders zu sein, als die anderen.

Es geht darum Wertvorstellungen zu hinterfragen.

Es geht darum die Intoleranz anderer Menschen zu akzeptieren.

Es geht darum wirklich alle Möglichkeiten zu sehen.

Es geht um die Überwindung der eigenen Ängste.

Wenn ich sage „Ich mag Segeln nicht!“ kann das zwei Gründe haben. Es kann sein, dass ich es tatsächlich nicht mag. Aber oft sagt man so etwas nur, weil man Angst vor dem Segeln hat. So belügen wir uns sehr oft selbst.

Angst zu haben, ist etwas ganz normales, es gehört zu unserer Geschichte als Mensch dazu. Ohne Angst hätten wir nie überlebt. Aber heute gibt es keine wirklichen Gefahren mehr, wie wilde Bären oder umherziehende Wölfe. Wir müssen nicht fürchten einen Winter nicht zu überleben, weil er kalt und lang ist.

Somit erfinden wir andere Gründe, um Angst zu haben. Manche Menschen sind unfähig zu leben, weil sie vor allem Angst haben. Sie haben Angst vor die Tür zu gehen, nicht aus einem bestimmten Grund, sondern nur um der Angst Willen.


Ein Blick zurück

Ich zum Beispiel hatte immer Angst meinem Kind nicht alles bieten zu können, was er braucht. Mein größter Anspruch war immer eine gute Mutter zu sein. Er sollte alles bekommen, was er sich wünschte. Es sollte ihm an nichts mangeln. Und durch diesen hohen Anspruch an mich selbst, habe ich nie gemerkt, dass er gar nicht so viel brauchte. Vielleicht hätte er sogar etwas anderes gebraucht, was ich ihm vorenthalten habe aus meiner Angst heraus.

Was bedeutete „gut“ für mich? Das Wichtigste war natürlich immer genug Geld zu verdienen, damit ich die Wohnung, das Auto usw. bezahlen konnte, denn für mich gehörte es auch dazu, dass ich nach außen einen guten Eindruck machte. Das die anderen Eltern bzw. Mütter gut über uns dachten und sprachen. Das „Image“ meines Sohnes sollte gut sein (leider ist das Image von Kindern, die von Alleinerziehenden aufgezogen werden, generell nicht gut). Er sollte in einer Umgebung aufwachsen, die ihm alle Wege offen hielt.

Wenn ich das heute lese, schwanke ich zwischen Erstaunen über mich selbst und Mitleid, dass ich so lange blind war.


Höre endlich auf angepasst zu sein

Genau das ist heute unser Problem oder vielleicht war es das immer schon. Wir sagen immer alle, dass es uns egal ist, was andere über uns denken. Aber ich glaube 95% lügen sich da selbst an. Angepasst sein ist heute das Wichtigste überhaupt. Natürlich passiert das nicht bewusst, sondern wir sind es einfach. Wir werden so erzogen und merken es gar nicht. Angepasst sein bedeutet aber auch den Zugang zum eigenen Selbst abzuschneiden. Eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt, um nicht aus dem Rahmen zu fallen. Wenn wir so leben, werden wir nie zu uns selbst finden, geschweige denn diese innere Sehnsucht stillen, die viele von uns treibt.

Mal ein Versuch:

Gibt es irgendetwas wo du sagst „Wow, das finde ich total klasse!“. Um zu verdeutlichen was ich meine, ein Beispiel von mir. Ich finde die 60-70er total faszinierend. Wie die Menschen sich gekleidet haben, was sie für Ideale hatten. Ich mag die Musik. Flower-Power ist total mein Ding. Ich liebe es Filme aus der Zeit zu sehen.

Vielleicht gibt es bei dir auch eine Zeit oder vielleicht auch einfach ein Land, ein Kontinent, der dich so begeistert wie es bei mir die Flower-Power-Zeit war.

Trotz meiner Begeisterung habe ich aber nie solche Klamotten getragen, habe mir keine Zöpfe in die Haare geflochten oder etwas Vergleichbares getan. Nur wenn die allgemeine Mode es erlaubte, habe ich z.B. Schlaghosen oder Plateauschuhe getragen.

Je älter ich wurde, desto besser konnte ich mich von zu festen Vorstellungen lösen und es wurde besser, aber ich war wirklich ein Vorzeigemensch, wenn es darum ging sich angepasst zu verhalten.


Warum tust du nicht, was du willst?

Also, warum trägst du keine bunten Tücher, wenn dich Afrika so begeistert? Oder warum trägst du keine Frisur wie die Wikinger, wenn du sie so faszinierend findest? Oder warum trägst du kein Gewand wie die Frauen damals im Mittelalter? Warum trägst du Jeans und hast eine normale Frisur? Warum trägst du Schuhe, wenn du auf die Straße gehst, wenn du doch lieber barfuß laufen möchtest?

Ich möchte noch mal auf meinen Sohn zurückkommen, wegen dem ich immer meine Fassade aufrechterhalten habe, wegen dem ich immer brav im Rad gelaufen bin (ganz davon abgesehen, dass ich damals wohl noch nicht so weit war).

Er war es nun, der mir zeigte, dass man barfuß laufen kann. Er war es, der mir klar machte, dass man unangepasst und viel ehrlicher mit sich selbst leben kann. Er hat mich dazu ermutigt, aufzustehen und all das was mich im Hamsterrad hält abzuschütteln. Das hat er nicht immer bewusst getan…. Nein, er hat es mir einfach vorgelebt. Er hat mir auch gezeigt wie schwierig es manchmal ist, aber auch wie man unbeirrt weitergeht. Er zeigte mir was Mut ist und was daraus erwachsen kann.

Ehrlich?

Manchmal bin ich sprachlos was für einen Sohn ich habe. Und dann bin ich wahnsinnig froh, dass trotz all der „Fehler“ in meiner Erziehung etwas so Wertvolles aus meinem Sohn geworden ist. Und heute weiß ich, dass er all dies (gutes Image, perfektes Bild nach außen usw.) vielleicht nie gebraucht hätte. Wahrscheinlich hätte ich seine Entwicklung noch unterstützen können, wenn ich mit ihm einfach auf und davon in die große weite Welt wäre. Vielleicht… aber eigentlich ist das heute nicht wichtig, denn heute ist heute und es ist, wie es ist. Es war wahrscheinlich alles gut so, aber es wäre auch anders gegangen.


Familien, die gesellschaftliche Grenzen überschreiten

Ich habe die Tage einige Berichte bzw. Reportagen von Menschen gesehen, die auch mit Kindern ausgestiegen sind. Die eine Familie hat sich eine Jurte Hütte gebaut und hat versucht sich selbst zu ernähren. Eine andere hat sich selbst ein Tiny-Haus gebaut. Klar war es gerade anfangs für keinen leicht, denn man muss erstmal auf die Füße kommen, ausprobieren was geht und was nicht geht usw., aber alle beiden Familien waren sehr glücklich.

Ich glaube, wir sollten weg von diesem eingefahren Denken, dass Kinder ein festes Haus brauchen. Ich glaube was Kinder wirklich brauchen ist Halt, Sicherheit und Liebe. Und diese drei Faktoren haben rein gar nichts mit materiellen Dingen zu tun. Halt und Sicherheit kann ich meinem Kind geben, indem ich ehrlich und wahrhaftig lebe und ihm zeige wie das geht, auch in so einer Gesellschaft. Wenn ich dem Kind zeige welche Werte wichtig sind.

Manche – die um die Welt reisen – schicken ihre Kinder nicht zur Schule, auch das kann in Ordnung sein, muss es aber nicht. Hier trägt man schon eine gewisse Verantwortung, zumindest, dass ich dem Kind ermögliche an Bildung teilzuhaben. Es muss ja nicht so unnötiges Wissen sein, das man in der Schule lernt. Zur Bildung kann auch gehören, dass ich meinem Kind zeige wie man etwas anbaut, wie man einen Zaun baut oder einen Ofen in der Erde. Wenn wir mal ganz ehrlich sind, welchen Nutzen hat es, dass ich meinem Kind beibringe wer der 3. amerikanische Präsident war? Welchen Nutzen zieht mein Kind daraus?


Spielen wir ein Spiel…

Mache einfach ein Spiel daraus und hinterfrage alles was du denkst, was du für „normal“ hältst, was du anderen tagtäglich vorlebst. Tue doch einfach so, als müsstest du deine Werte völlig neu ausrichten.

Nehmen wir mal das Beispiel der Schule. Hinterfrage doch einfach mal warum du deine Kinder in die Schule schickst (die Schulpflicht einfach mal außen vor gelassen) und schaut was dabei herauskommt. Wenn du es richtig machen willst, solltest du dann die einzelnen Ergebnisse wieder beleuchten.

Hier nun mal ein Bespiel, allerdings nur in 3 Ebenen, das kann man natürlich unendlich weiterführen.

Warum geht mein Kind in die Schule?

-> Um Bildung zu erhalten

          o um später eine gute Ausbildung zu machen

                    * um Geld zu verdienen

-> Um in Gesellschaft anderer Kinder zu sein

          o Um seine sozialen Fähigkeiten auszubauen

                    * Um sich gut ins System zu integrieren

-> Damit ich zur Arbeit gehen kann und das Kind versorgt ist

          o Damit ich Geld verdienen kann

                    * Damit mein Kind in Sicherheit aufwachsen kann

Es ist unheimlich spannend was dabei herauskommen kann, wenn du so eine Liste erstellst. Du wirst plötzlich Wertvorstellungen entdecken, von denen du gar nicht wusstet, dass du sie hast.

Wenn du dieses Spiel eine Weile spielst, wirst du erstaunt sein was sich plötzlich in deinem Leben ändert… Und was könnte erst passieren, wenn du dich deinen Ängsten stellst und endlich das tust, wovor du so sehr Angst hast….

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