
Permakultur auf dem Balkon
Der Frühling steht vor der Tür und ich kann es kaum erwarten endlich wieder den Balkon zu bepflanzen, da liegt das Thema Nachhaltigkeit wieder sehr nahe. Was die Balkonbepflanzung mit Nachhaltigkeit zu tun hat, verrate ich dir in diesem Beitrag.
Ich interessiere mich schon längere Zeit für Permakultur. Mein Sohn hat mich an dieses Thema herangeführt und ich fand es unheimlich spannend, wie sich die Natur selbst reguliert. Man muss nur wieder damit beginnen die Natur zu verstehen und sich nach ihr zu richten. Auch hier steht wieder die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Wenn wir immer vom Umweltschutz reden, dann sollten wir in unserem Garten anfangen! Ja und auch ein Balkon reicht schon aus, um die Welt grüner zu machen und den Insekten mehr natürlichen Lebensraum zu schenken.
Ich hatte vor zwei Jahren einen wilden Basilikum (Farbe dunkelblau/-grün, Busch) auf dem Balkon stehen, der bereits im Juni anfing zu blühen und erst im September ging die Blüte zurück. Er wurde den ganzen Sommer über von Hummeln und Bienen besucht. Das ist nur ein Beispiel, wie man gerade den angeschlagenen Bienen mit kleinen Dingen helfen kann.

Permakultur:
Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen ein Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen umfasst.
Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen.
Ursprüngliche Definition der Permakultur nach Bill Mollison:
„Permakultur ist das bewusste Design sowie die Unterhaltung von landwirtschaftlich produktiven Ökosystemen, die die Diversität, Stabilität und Widerstandsfähigkeit von natürlichen Ökosystemen besitzen. Die Philosophie hinter Permakultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen die Natur arbeitet, eine Philosophie der fortlaufenden und überlegten Observation und nicht der fortlaufenden und gedankenlosen Aktion; sie betrachtet Systeme in all ihren Funktionen, anstatt nur eine Art von Ertrag von ihnen zu verlangen, und sie erlaubt Systemen, ihre eigenen Evolutionen zu demonstrieren.“
4 Leitsätze der Permakultur:
- Langfristig statt kurzfristig
- Vielfalt statt Einfalt
- Nachhaltige Optimierung statt kurzfristiger Maximierung
- Kooperation statt Konkurrenz
Umsetzung auf dem eigenen Balkon
Aber wie setze ich nun diese Grund- bzw. Leitsätze auf dem Balkon um? Natürlich hat man auf dem Balkon nur bedingt die Möglichkeit echte Permakultur zu schaffen. Es scheitert oft schon daran, dass wir fast nur einjährige Pflanzen in Kübeln halten können. Die Überwinterung mehrjähriger Pflanzen war bisher kaum möglich. Bleiben die Winter jedoch so mild, wie der letzte, könnte sich dieses Problem jedoch in Luft auflösen. Wir können auch nicht den Boden verbessern, wie in der echten Permakultur usw., aber wir können zumindest die Welt ein bisschen grüner und bunter gestalten!
Aber nun zum spannenden Teil:
Welches Gemüse kann ich wie auf meinem Balkon anpflanzen?
Erbsen
Zuckererbsen eignen sich hervorragend für das Balkongeländer, sie dienen als Sichtschutz, Nahrung und Schutz für Insekten. Ein 18cm Kübel reicht pro Pflanze vollkommen aus. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass es auf dem Balkon trotz heißer Temperaturen angenehm kühl bleibt. Du kannst die Erbsen entweder selbst ziehen oder die Pflanzen im Pflanzencenter kaufen.
Mangold
Auch Mangold kann man sehr gut im Kübel anpflanzen, er ist dafür wie geschaffen. Er stellt keine hohen Anforderungen an seinen Standort, nur extreme Hitze mag er nicht. Hinter den Zuckererbsen würde er also gerne stehen. Man kann Mangold auf dem Balkon über einen längeren Zeitraum ernten (4-6 Monate). Er mag viel Wasser, dann schmecken die Blätter besser!
Pflücksalat
Ja, auch Pflücksalat kann man sehr gut auf dem Balkon anbauen. Man sollte hierfür entweder einen länglichen Kasten nehmen oder einen Topf mit 30 cm Durchmesser. Beim Pflücksalat kann man immer so viele Blätter ernten, wie man benötigt und er wächst immer wieder nach (nur die äußeren Blätter wegnehmen). Er mag am liebsten einen sonnigen Standort.
Kohlrabi
Kohlrabi macht sich im Balkon neben z.B. Blumen sehr gut, am besten im länglichen Kasten. Wichtig ist beim Umtopfen sehr aufzupassen, damit man die Wurzel nicht verletzt und die Pflanze darf während der Wachstumsphase nicht austrocknen, sonst wird der Kohlrabi holzig. Die großen Blätter spenden wieder gut Schatten und schmecken Kaninchen oder Meerschweinchen sehr gut!
Paprika
Paprika liebt Wärme und Sonne, man sollte also einen Südbalkon haben. Am besten stellt man sie an die Hauswand, da sie es auch nachts warm mag. Die Erde sollte konstant feucht sein. Je kleiner der Topf, desto kleiner wird auch die Pflanze ausfallen. Für eine kräftige Pflanze sollte man einen 10 Liter Topf nehmen.
Zucchini
Auch Zucchini kann man sehr gut auf dem Balkon anpflanzen. Hier gibt es sogar Sorten, die klettern und somit platzsparend gepflanzt werden können. Ansonsten braucht eine Zucchini Platz und benötigt einen mindestens 15 Liter Kübel mit 40 cm Durchmesser. Ich habe mal den Fehler gemacht und habe einen sehr hohen Topf genommen, was Blödsinn war. Das ganze Wasser ist nach unten durchgelaufen und die Pflanze hatte zu wenig Wasser. Auch die Zucchini mag es sonnig und benötigt sehr viel Wasser. Hat man nicht genug Insekten auf dem Balkon muss man die weiblichen Blüten bestäuben. Dies geht am einfachsten mit einem Pinsel.
Aubergine
Für die Aubergine sollte man einen 10 Liter Topf pro Pflanze nehmen, größer jedoch nicht. Wichtig ist, dass man die Triebe auf den ersten 20 cm entfernt und bei den oberen Trieben muss man einfach schauen wie es der Pflanze geht, wenn bereits Blütenansätze da sind, sollte man einen ab machen und einen dran lassen usw. (1-2 Früchte erstmal reichen). Bei einer veredelten Pflanze mind. 20 Liter Topf, hier gehen 3 – 4 kräftige Seitentriebe. Die Aubergine ist sehr anfällig für Schädlinge.
Kürbis
Gurkengewächs, stammen aus den Tropen, sie brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit und viel Wasser. Außerdem brauchen sie viel Platz (im Freiland 1 m² pro Pflanze). Erst kommen männliche Blüten und später erst die weiblichen (erkennbar am dickeren Stiehl). Genauso auch bei der Zucchini. Kommen nur männliche Blüten ist das ein Warnsignal, dass die Pflanze unter Stress steht. Hat man nicht genug Insekten auf dem Balkon muss man die weiblichen Blüten bestäuben. Dies geht am einfachsten mit einem Pinsel. Sonst ist der Kürbis sehr unkompliziert.
Tomaten
Natürlich darf auch der Klassiker nicht fehlen, die Tomate. Man sollte maximal 2 Pflanzen pro Topf einpflanzen. Die gelben Blätter unten immer entfernen um einen Pilzbefall zu verhindern und zur besseren Belüftung. Große ausgewachsene Pflanze sollte mindestens 15 Blätter haben, junge Triebe unten auch entfernen, bei Cocktailtomaten kann man auch mal einen Trieb stehen lassen, wenn die Pflanze gesund ist, dann aber nach den ersten Blüten wieder entfernen. Tomaten benötigen viel Wasser.
Alle Kübelpflanzen benötigen ausreichend Dünger, um gesund und kräftig zu wachsen. Hier bietet sich Brennesseljauche an. Man kann sie selbst herstellen, sie ist 100% natürlich und Schädlingen kann man auch gleich zu Leibe rücken. Eine sehr gute Anleitung wie man sie herstellt, findet man hier: Balkonania
Was man in die unmittelbare Nachbarschaft der Töpfe stellt bzw. man am besten zusammen pflanzt, erfahrt ihr auf Permakulturtipps.de.

Die Exoten auf dem Balkon
Bisher habe ich normale Gemüsepflanzen angesprochen und die meisten davon sind auch als Balkonplanzen bekannt wie z.B. die Tomate oder Paprika. Nun wird es allerdings interessant!
Hast du jedoch schon mal einen Apfel-, Birnen- oder Kirschbaum auf dem Balkon gesehen? Nein? Das ist auch kein Wunder, weil es wirklich selten ist, aber es gibt sie. Es handelt sich hierbei und sehr kleinwüchsige Sorten, die man im Topf halten kann.
Sie benötigen allerdings viel Pflege. Die Töpfe müssen ausreichend groß sein und sollten über eine Drainageschicht und Ablaufschlitze verfügen. Selbst im Sommer darf man sie nicht täglich gießen und im Winter brauchen sie einen geschützen Platz und man sollte den Baum vor Frost schützen.
Die Bäume benötigen zur Bestäubung immer einen anderen Baum in der Nähe. Gibt es keinen, sollte man sich immer zwei Bäume auf dem Balkon halten, damit Bienen und Hummeln sie gegenseitig bestäuben können.
Kreative Balkonideen
Es gibt für den Balkon unglaublich kreative Ideen, zu viele um sie hier alle zu erwähnen. Sehr praktisch sind vertikale Gärten, sie nehmen wenig Platz ein, bieten vielen Pflanzen Platz und alle bekommen genügend Sonne. Es gibt im Netz sehr viele tolle Seiten dazu, auch mit Anbauanleitungen und wer es besonders nachhaltig mag, der benutzt ausgemusterte Baumaterialien wie z.B. alte Paletten.
Eigentlich kann man fast alles für den Balkongarten benutzen und toll kombinieren. Auf einer Seite habe ich sogar einen kleinen Balkon“teich“ gefunden. Diese Seite möchte ich euch besonders ans Herz legen, weil sie wirklich tolle Tipps hat: Garten Fräulein.
Die Vielfalt
Natürlich sollte man nicht nur Nutzpflanzen auf seinem Balkon haben, sondern auch Blumen, die von Bienen und Hummel angeflogen werden. So ist auch sichergestellt, dass eure Nutzpflanzen bestäubt werden. Die meisten Zierpflanzen aus dem Gartencenter sind jedoch völlig unbrauchbar.
Bienen lieben z.B. Margeriten, Katzenminze, Phacelia, Löwenzahn, Glockenblume, Lavendel, Salbei, Rosmarin, Pfefferminze, Thymian, Kirschbäume, Apfelbäume und wie ich ja auch schon angesprochen habe den wilden Basilikum.
Doch nicht nur Blumen sollte es auf dem Balkon geben, sondern auch Wasser in Form eines kleinen „Teichs“ (siehe Link oben) oder flachen Schalen. Eine Schale mit Sand wird auch von einigen Insekten gern benutzt, diese kann man auch sehr dekorativ herrichten. Und Bambus oder tote Hölzer mögen Insekten und auch Vögel besonders gern. Ich habe z.B. einen Teil meines Geländers mit Bambus verkleidet. Ein kleiner Steinhaufen ist nicht nur dekorativ, er bietet auch verschiedenen Insekten Unterschlupf.
Und zu guter Letzt werden die Vögel euch lieben, wenn ihr sie auch im Sommer ein bisschen unterstütz und füttert. Es ist auch wunderschön anzuschauen!
Schöne Ideen für den Balkon findet ihr auch hier: Urban Gardening – Kreative Ideen für den Gemüseanbau auf deinem Balkon.
Und zum Abschluss noch einen sehr interessanten Bericht von Galileo über vertikale Gärten.
Was habt ihr für tolle Ideen auf eurem Balkon umgesetzt?
Titelbild: PeterKraayvanger
Grüne Balkone: Free-Photos
Schnecke: DreamyArt