
(UN)Shampooniert
(UN)Shampooniert
No-Poo, Poo-free, kein Shampoo oder hier bei mir (UN)Shampooniert. Schöne Haare sind für Männer nicht wichtig, für Frauen allerdings kann dies über Glück oder Unglück entscheiden. Frauen haben es nicht leicht!
Im Zuge meiner Plastikeinsparungspolitik kam natürlich auch das Shampoo auf den Tisch, aber nicht nur deshalb. An anderer Stelle habe ich bereits über meine App CodeCheck berichtet, die ich benutze um die Inhaltsstoffe eines Produktes zu überprüfen. Obwohl ich ein Kräuter-Shampoo benutze und davon ausgegangen bin, dass da wenig Schlimmes drin sein kann, wurde ich eines Besseren belehrt. Eigentlich war es die Fülle der Inhaltsstoffe, die mich stutzen ließ. Die Stoffe erfüllten folgende Aufgaben:
- Verringert die Grenzflächenspannung von kosmetischen Mitteln und trägt zu einer gleichmäßigen Verteilung bei der Anwendung bei
- Löst andere Stoffe auf
- Erhöht oder verringert die Viskosität kosmetischer Mittel
- Verringert oder hemmt den Grundgeruch oder -geschmack des Produkts
- Hemmt in erster Linie die Entwicklung von Mikroorganismen in kosmetischen Mitteln
Insgesamt hat mein altes Shampoo 15 Inhaltsstoffe. Eigentlich wollte ich nur meine Haare reinigen und nicht einen Chemiekurs belegen. Einige der Stoffe sind eventuell für mich nicht gesund und andere auch nicht für die Umwelt, also musste eine Lösung her.
Qual der Wahl
Wenn man auf Shampoo in der Tube verzichten möchte und sich über Alternativen informiert, merkt man schnell das es einige Möglichkeiten gibt:
- Haar-Seife (manche benutzen auch normale Seife)
- Reinigung mit Lavaerde, Heilerde, Roggenmehl, Kaffee, Kakao, Natron
- Kastanien oder Waschnüsse
- nur mit Wasser
- festes Shampoo
Für den besseren Überblick möchte ich kurz auf die einzelnen Möglichkeiten eingehen. Vor dem Haarewaschen sollte man die Haare immer sehr gründlich durchbürsten, um alte Hautschuppen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf die Zubereitung der einzelnen Shampoos eingehen. Wenn man sie in der Suchmaschine eingibt, findet man unzählige Seiten mit Anleitungen. Letztendlich muss dann jeder selbst seine eigene Mixtur finden, das habe ich bereis gelernt und das ist ja auch das Schöne bei DIY-Produkten. Ich kann alles ganz nach meinen Wünschen gestalten, ob das Brotaufstrich, Brot, Waschmittel oder Shampoo ist.
Was sagen denn Experten dazu?
Ich habe einen Artikel gefunden, in dem Ulrike Blume-Peytavi, die Leiterin der Klinik für Dermatologie an der Berliner Charité, etwas zur No-Poo-Bewegung sagt. Sie sieht hier Vorteile und Nachteile. Nachzulesen hier:
Anhand meiner eigenen Erfahrungen kann ich Frau Ulrike Blume-Peytavi nicht in allem zustimmen. Die eine Seite ist die Theorie und auf der anderen die Praxis. Und natürlich ist auch jedes Haar ganz unterschiedlich, weshalb man auch nie sagen könnte das XY DIE Lösung für alle ist. Jeder muss – wenn er denn umsteigen möchte – seine Lösung finden. Vermehrten Juckreiz kann ich z.B. gar nicht bejahen, eher das Gegenteil. Sobald ich mit normalem Shampoo mein Haar wasche, fängt der Juckreiz wieder an. Bei Haarseife hatte ich seit Jahren das erste Mal überhaupt keinen mehr.
Und auch die Produktion von Talg sehe ich ein bisschen anders, auch gerade aus der Erfahrung heraus. Als ich normales Shampoo benutzte, musste ich alle 2 bis 3 Tage meine Haare waschen, weil der Haaransatz fettig wurde. Das hatte ich bei Haarseife gar nicht. Nach der Umstellung, die tatsächlich 2-3 Monate dauern kann ( 🙁 ) musste ich erst ab dem 4 – 6 Tage meine Haare waschen. Bei Benutzung von Trockenshampoo (Kakao) konnte ich es sogar noch länger hinauszögern. Also hier hat sich tatsächlich etwas getan.
Noch kurz etwas zu den 2-3 Monaten. Es ist tatsächlich so, dass es 2-3 Monate dauert bis man alle Rückstände aus den Haaren entfernt hat (Silikone und Co.) und die Kopfhaut/ Haare sich umgestellt haben. Wenn man also umsteigt, muss man tatsächlich diese Zeit abwarten, bevor man sich ein Urteil erlauben kann.
Meine persönliche Geschichte
Also, ich war auf der Suche nach einer Lösung – dort waren wir stehengeblieben – und ich merkte mal wieder, dass ich eine sehr große Auswahl habe. Als Umstieg habe ich mich erstmal für eine Haarseife entschieden, weil diese – so fand ich – eine kleinere Umstellung für meine Haare war. Nachdem ich mir einige Tests durchgelesen hatte, entschied ich mich für die Haarseife von Savion „Melisse“. Auch die Inhaltsstoffe überzeugten mich: Wasser (gefiltert und Wasserhärte 0), Kokosöl, Rizinusöl, Olivenöl, Natriumhydroxid (=Lauge zur Verseifung der Öle), Weizenkeimöl, Sheabutter, natürliches ätherisches Öl; weitere Zutaten zur Rückfettung:
Weizenkeimöl. Rückfettung 1,5 %.
Die erste Haarwäsche war eine Katastrophe oder wäre sie gewesen, hätte ich nicht vorher schon gelesen, dass man hinterher eine saure Rinse machen sollte.
Eine saure Rinse ist eine Haarspülung mit Essigwasser. Der Essig sorgt dafür, dass sich die Haarschuppen wieder anlegen und das Haar somit geschmeidiger und weicher und gesünder wird.
Anwendung: 1 TL Essig und 1 l kaltes Wasser in ein Gefäß füllen und nach der Haarwäsche über die Haare laufen lassen (am besten überkopf, weil das Wasser kalt ist und man so den Essig nicht in die Augen bekommt). Man kann, muss aber nicht die Haare danach ausspülen. Der Essiggeruch verfliegt nach dem Trocknen. Beachten: Ich dachte am Anfang viel hilft viel und habe mehr Essig genommen. Das kann dazu führen, dass die Haare stark nachfetten! Also einfach ausprobieren wieviel Essig eurem Haar guttut. |
Die Haare fühlten sich wie ein riesiger Klumpen an, eine einzige Masse. Aber nach der Rinse war es besser und ich schaffte es sogar sie zu kämmen.
Ich muss zur Verteidigung der Haarseife allerdings sagen, dass ich meine Haare seit dem 20. Lebensjahr färbe. Mal rot, mal schwarz dann wieder blond, ach nein rot war auch nett… usw. All das konnte ich allerdings nur machen, weil wir mittlerweile so gute Produkte auf dem Markt haben, die einem immer das Gefühl geben dem Haar gehts gut, es ist gesund. Und nun wurde ich mit der harten Wahrheit konfrontiert, meine Haare wirkten nur gesund, in Wirklichkeit waren sie total kaputt vom vielen Färben.
Nun quälte ich mich durch die 2 Monate, in der Hoffnung es würde noch besser werden und ich könnte alle Rückstände aus meinen Haaren entfernen. Letztes ist mir zumindest gelungen. Nach 2 Monaten merkte ich wirklich, dass ich all die Chemie aus in meinen Haaren rausgewaschen hatte. Aber besser wurde es leider nicht. Meine Haare waren kraftlos, schwer, strohig, sie gehörten irgendwie nicht mehr so wirklich zu mir. Auch der Versuch die Haare zu schneiden, brachte nur ein bisschen Erleichterung, weil mein Deckhaar immer noch kaputt war. Es wird auch noch dauern, bis es herausgewachsen ist.
Als ich im Urlaub war, wurde es besser, weil das Wasser dort sehr weich ist, aber kaum zu Hause (hier habe ich sehr hartes Wasser) fing wieder das Dilemma an und ich entschied mich zu einer anderen Alternative: festes Shampoo.
Ich fand eine sehr kleine Seifenmanufaktur, die sehr darum bemüht ist natürliche Inhaltsstoffe zu verwenden. Nachteil sind sehr hohe Versandkosten, die einen erstmal abschrecken. Ich biss in den sauren Apfel und zahlte genauso viel Porto, wie die kleine Shampoo-Probe kostete. Es hat sich jedoch gelohnt! Ich komme mit der „Kokosmakrone“ sehr gut zurecht. Meine Haare fühlen sich so an, wie bei einem normalen Shampoo.
Nun steht meine Entscheidung fest, bis die Färbung aus meinen Haaren rausgewachsen ist, werde ich keine weiteren Experimente starten, sondern das feste Shampoo nutzen. Danach möchte ich sehr gern mal die Heilerde ausprobieren.
Meine Tipps an dich!
Sicherlich wirst du deine eigenen Fehler machen, aber vielleicht kann ich dir bei der einen oder anderen Sache helfen:
- Wenn du coloriertes oder kaputtes Haar hast, solltest du den Umstieg sehr sanft gestalten mit z.B. trockenem Shampoo und warten, dass sich deine Haare wieder erholen. Alternativ einfach mal die Haare scheiden! Es gibt auch sehr gute natürliche Haarkuren mit Honig, Öl oder Ei.
- Solltest du dich für Haarseife entscheiden wollen, prüfe erstmal die Wasserhärte nach. Das kannst du ganz einfach über Google machen: Wasserhärte & dein Ort. Ab 13/14 Grad Wasserhärte solltest du von Haarseife die Finger lassen oder einen Filter für Duschköpfe einbauen. Was passiert bei hartem Wasser: Bei der Verbindung von Wasser und Seife entsteht sogenannte Kalkseife: weiße Flocken, die sich auf der Kopfhaut ablegen und Beläge und raues Haar zur Folge haben.
- Bei der sauren Rinse unbedingt ausprobieren wieviel Essig deinem Haar gut tut. Viel hilft viel ist hier leider nicht angesagt. Zu viel Essig kann die Haare fettig werden lassen. Und unbedingt kaltes Wasser verwenden, da dieses den Effekt unterstützt.
Fazit
In diesem Fall habe ich mein „Ziel“ leider nicht erreicht! Ich wollte eine Alternative finden, die ich auch ohne Bedenken in der freien Natur verwenden kann. Meine Haare sind im Moment dafür noch nicht bereit, aber in 6 – 12 Monaten werden ich dieses Experiment wieder aufnehmen und es noch einmal mit Heilerde versuchen. Solange behelfe ich mir mit dem festen Shampoo, das zumindest keinen Plastikmüll verursacht und sehr überschaubare Inhaltsstoffe hat. Mit dieser Zwischenlösung kann ich erstmal sehr gut leben.
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Titelbild stammt von RyanMcGuire.
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2 Comments
Mariana Wiedenbein
Hallo,
Hast du es mittlerweile mit der Heilerde versucht?
Ich bin mittlerweile seit über einem Jahr NoPoo, aber meine Haare bzw. meine Kopfhaut leidet enorm.
Wenn die Haare schön aussehen, bekomme ich trockene Kopfhaut. Ist die Kopfhaut gepflegt, fetten die Haare extrem schon direkt nach der Wäsche…
Hast du ein paar Tipps?
LG Mari
Evelyn
Hallo Mari!
Ich habe Heilerde ausprobiert, aber es hat mich nicht überzeugt. Mir ist es zu viel „Geschmiere“ und es dauert extrem lange bis man die Heilerde aus den Haaren wieder herausgewaschen hat und es ist ja wichtig, dass man keine Rückstände hat (da es die Haare bzw. die Kopfhaut austrocknet). Ich hänge weiterhin beim trockenen Shampoo und bin damit sehr glücklich. Meinen Haaren tut es unheimlich gut, es ist gesund, glänzt und ich muss nur noch alle 5 – 6 Tage meine Haare waschen. Wenn man lockiges Haar hat, kann man auch versuchen komplett alles wegzulassen und nur mit Wasser zu waschen.
Was hast du denn bisher ausprobiert?
LG Evelyn