
Vögelchen
Kopf über Hals… nein Herz!
Es sind nur ein paar Tage vergangen und es hat sich wieder viel getan.
An einem freien Tag bin ich zum Fahrradhändler im Ort gefahren, einfach nur um mich mal umzusehen und zu schauen was es gibt und vor allem was ein Rad mit meinen Vorstellungen kosten würde. Zusammen mit dem Verkäufer hatte ich auch recht schnell ein Fahrrad gefunden. Ein Kalkhoff, allerdings eine Nummer besser als das, was ich mir im Test angesehen hatte. Ein richtig heißer Feger! Auch die Probefahrt lief super. Obwohl ich schon seit Jahren kein Fahrrad mehr gefahren bin, war es als wären das Fahrrad und ich eins. Ich hab mich sofort auf dem Rad wohlgefühlt. Und sogar finanziell lag es im Rahmen, also genau das was ich suchte! Mehr Informationen zu dem Rad gibt es hier und auch zu einem ersten Praxistest.
Nun bin ich kein Mensch, der Hals-über-Kopf Entscheidungen trifft, zumindest einmal drüber schlafen wollte ich. Sobald ich daheim war, kamen wieder die Zweifel. So viel Geld und was wäre, wenn ich keine Lust am Fahrradfahren verspüre, wenn das Rad nur herumsteht, wenn meine Seifenblase zerplatzt? Und vor allem kamen Zweifel an meiner eigenen Courage… Habe ich mir vielleicht zu viel vorgenommen? Wäre das wirklich ein Leben für mich? Ich ganz alleine on Tour, als Frau? Ich habe doch ein schönes Leben, muss nichts erdulden, habe einen tollen Job… Also was tun?
Fremde Blogs und kalte Füße
Ich habe in einem anderen „Aussteiger-Blog“ etwas gelesen, was mir gefallen hat. Wir sind niemandem etwas schuldig. Wir sollten nicht wegen einem anderen Menschen oder vermeintlichen Verpflichtungen auf unsere Träume verzichten. Klar, irgendwie stimmt das schon. Ich habe nur dieses eine Leben, es wird für mich keine andere Chance geben, meine Träume zu verwirklichen.
Ja, viele Gedanken sind mir wieder durch den Kopf gegangen und am liebsten hätte ich den Fahrradkauf aus Angst auf Eis gelegt.
Am nächsten Tag bin ich noch mal los gefahren, um … ja wegen was eigentlich? Ich glaube der Grund, warum ich mich ins Auto gesetzt habe, war vorgeschoben u. so unwichtig, dass ich ihn hier nicht erwähnen muss. Auf jeden Fall stand ich kurze Zeit später wieder im Fahrradladen. Ich hatte noch ein paar Fragen und… zack… ich habe das Fahrrad bestellt. In dem Moment wo ich das Geschäft verlassen habe, spürte ich schon ein Glücksgefühl, das mich durchströmte. Es war richtig! Es war gut! Ich wusste, dass ich genau das Richtige getan hatte. Es fühlte sich toll an. So, nun muss ich noch ein bis zwei Wochen warten bis es da ist.
Und zwei Dinge habe ich gleich auch noch bestellt: einen Fahrradhelm und eine Vorradtasche für das Fahrrad, wo ich Handy oder Karte reinlegen kann (siehe auch Fahrradausrüstung). Dann brauche ich noch ein Schloss… falls ich es doch mal irgendwo abstellen muss. Tja u. den Rest an Ausrüstung werde ich mir nach und nach dazukaufen. Jeden Monat etwas (siehe Ausrüstungsliste).
Das mit dem Vogel verstehe ich nicht…
Meinen Eltern habe ich von dem Fahrradkauf auch schon erzählt. Ich habe erzählt, dass ich damit in den Urlaub fahren möchte, eventuell sogar schon im September, wenn ich sie in Österreich besuche. Die ganze Wahrheit kann ich ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, sonst würde ich sie nur aufregen. Sie werden Probleme haben es zu verstehen. Sie sind so ganz anders als ich. Sicherheit geht ihnen über alles. Als ich nach Indien oder Neuseeland bin, haben sie schon Blut und Wasser geschwitzt, weil sie sich so Sorgen gemacht haben. Selbst als ich jetzt meiner Mutter gegenüber erwähnte, dass ich mit dem Fahrrad Urlaub machen möchte und unterwegs campe, war sie fassungslos wie ich das nur als Frau alleine machen könnte. Wie gefährlich das wäre und überhaupt. Diese Ängste übertragen sich dann im ersten Moment auch auf mich und ich überlege wieder wie gefährlich das ist, so alleine und ob ich das wirklich möchte. Aber gut… da muss ich nicht lange überlegen woher meine Ängste kommen. Ich wurde so aufgezogen…
Nein, da muss ich die Arme ausbreiten und rufen: Flieg Vögelchen, flieg!!