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Von unnötigen Dingen, Facebook-Gruppen und YouTube-Videos

Heute ist mal wieder Zeit für ein paar Gedanken, die habe ich die letzten Tage vernachlässigt vor lauter Ausrüstung, Plänen, informieren. Ja, ich war fleißig! Habe mir jetzt eine App herausgesucht, die mich mit dem Fahrrad an jeden Ort bringt und das auf Nebenwegen. Bin gespannt wie sie sich im praktischen Einsatz schlägt, da konnte ich sie leider noch nicht ausprobieren. Und dann habe ich noch eine App um mein Englisch wieder aufzufrischen und ein bisschen Spanisch zu lernen. Das Spanisch macht so sehr Spaß, dass ich aufpassen muss das Englisch nicht zu vernachlässigen.

Völlig unnötig!

Viele Dinge werden langsam klarer und manchmal muss ich über mich schmunzeln. Wenn ich mir die erste grobe Ausrüstungsliste anschaue stehen da Sachen wie Hardshell, Softshell, Fleece, Fahrradklamotten… Mal ehrlich, brauch ich das? Die Antwort kennen wir wohl alle. Nein, brauche ich nicht. Ein Pulli tut es auch. Ich fahre doch kein Rennrad und mit 50 km/h über die Piste. Ich werde ganz gemütlich ohne Zeitdruck durch die Welt fahren und – das ist für mich ganz wichtig – in warmen Ländern. Klar braucht man auch mal wärmere Sachen, aber im Großen und Ganzen mache ich hier wieder viel zu viel Wind um alles. Ich versuche alles perfekt durchzuplanen, die perfekte Ausrüstung, die perfekte Vorbereitung… Ich will das gar nicht!

Ganz alleine „schuld“ bin ich nicht an diesen Gedankengängen. Mein Freund meint es gut, er kennt sich aus, ist auch lange und viel Mountainbike gefahren, und gibt mir Tipps. „Dann brauchst du noch das und das… und darüber wirst du auch froh sein, wenn du es hast…“ Und zack ist man wieder in der Konsumfalle. Ja, wir brauchen alle diese Dinge, um… um was? Sich das Leben leichter zu machen, angenehmer? Ja, stimmt. Braucht man aber all diese Dinge? Nein. Ich brauche mein Fahrrad, ich brauche gute Taschen, ein gutes Zelt und jede Menge Mut. Ich möchte Minimalist werden und sein. Dies bedeutet nicht, dass ich mich zurück nehme oder gar einschränke. Das bedeutet, dass ich diese Dinge einfach nicht brauche und vermisse. Es ist nicht wichtig, ob sie da sind oder nicht, weil es mir auch ohne sehr gut gehen kann.

Erst durch diese Komfortzone, die immer weiter wächst, konnte diese Marktwirtschaft, wie es sie  heute gibt, überhaupt entstehen. Menschen „brauchen“ Dinge, um es sich leichter, angenehmer, bequemer zu machen und die Konzerne verdienen immer und immer mehr. Die reichsten Menschen sind die Gründer dieser heutigen Riesen. Klar, ich bestelle dort auch, weil es einfach und sehr oft am günstigsten ist. Ich möchte ja auf mein Geld achten, also schaue ich genau, wo ich bestelle. Aber ich muss mir eben nicht den ganzen Kram bestellen, den ich eigentlich nicht brauche. Hier muss ich einfach noch viel aufmerksamer werden.


YouTube-Videos

Gestern habe ich ein paar YouTube-Videos geschaut. Darunter auch ein junger Kerl, der nach 2 Jahren Arbeit einen Burnout hatte und dann ohne Geld mit seinem Fahrrad durch Deutschland fuhr. Dafür hat er ein Fahrrad genommen, das neu vielleicht 300 Euro gekostet hat, also wirklich nichts Besonderes und neu war es auch nicht mehr. Und es ging super, ich glaube das Fahrrad war das kleinere Problem.

Wenn man unterwegs ist, merkt man bestimmt sehr schnell was unnötig ist und was nicht. Das ist bestimmt spannend. Ich höre von den meisten, dass sie nach den ersten Wochen erstmal ein Paket heim schicken. Bei meinem Sohn war es genauso, als er 1 Jahr durch Neuseeland tourte.


Facebook-Gruppen

Und dann bin ich in den letzten Tagen einigen Facebook-Gruppen beigetreten. „Aussteigen –und Geld verdienen“, „Aussteigen und solche die es werden wollen“, „Aussteiger – Frauen steigen aus“. In zwei dieser Gruppen beobachte ich ein Phänomen. Da sind Leute, die immer wieder die anderen fragen, wie sie denn nur den Mut hatten alles hinter sich zu lassen, wie sie es umgesetzt haben usw. Sehr oft habe ich das Gefühl sie sind in der Gruppe, weil sie sich Antworten erhoffen. Antworten auf die Fragen, die sie selbst daran hindern ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Meiner Meinung nach haben diese Menschen es nicht verstanden. Niemand kann einem auf diese Fragen Antworten geben. Ein jeder muss die Antworten selbst finden. So unterschiedlich wie wir alle sind, so unterschiedlich sind auch die Wege, die wir einschlagen müssen. Und das ist es was mir an den Gruppen ausgesprochen gut gefällt, es herrscht dort eine extreme Vielfalt an Aussteigern. Aussteiger, die keine sind. Aussteiger im Kopf. Aussteiger, die ihr Konsumverhalten ändern. Aussteiger, die wirklich alles hinter sich gelassen haben. Aussteiger, die es tatsächlich geschafft haben, sich komplett vom System loszusagen (??? – aber warum sind solche Leute noch in Facebook?). Ach so und eine Gruppe habe ich noch vergessen: Aussteiger, die Spinner sind. Also Spinner gibt’s überall auf der Welt, auch unter den Aussteiger. Mit diesen Leuten muss man klar kommen in den Communitys.

Und dann gibt es eine Facebook-Gruppe, in der ich sehr häufig lese, dass Menschen psychische Probleme haben/ hatten und deshalb aussteigen wollen, ausgestiegen sind. Natürlich kann der wegfallende Druck diese Menschen beim Aussteigen unterstützen wieder gesund zu werden. Sollte man jedoch annehmen Aussteigen heilt alle Probleme… nun ich glaube, dem ist nicht so. Man muss an sich selbst arbeiten, sehr viel arbeiten. Man muss unangenehme Dinge anpacken und lösen. Wer es nicht schafft im normalen Leben klar zu kommen, der wird es auch beim Aussteigen nicht langfristig schaffen. Ein kurzzeitiger Kick, ja, mehr nicht. Das denke ich.

Es scheint ja ganz schön hipp zu sein aussteigen zu wollen… Ich glaube da gibt es ganz schön viele Blender darunter. Ich sag es jetzt mal ganz böse: „Ich habe keinen Bock zu arbeiten, also mache ich mal einen auf Aussteiger!“ Und das Schlimme, diese Leute verdienen auch noch Geld damit… Sie sind eigentlich nichts anderes als Autoverkäufer nur in einem anderen Gewerbe.

 

So, nun aber genug gelästert. 😉 Eines weiß ich auf jeden Fall, es wird unheimlich spannend auf was für Leute man trifft. Ich freue mich auf die echten und authentischen Menschen, denen ich auf meinen Reisen begegne. Das sind die Menschen, die wirklich inspirieren und das mit Substanz.

Und nur damit kein falscher Eindruck besteht, diese Facebook-Gruppen sind toll und ich bin froh, dass ich dort beigetreten bin. Sie bereichern meine Planung und meinen Horizont. Nicht selten bekommt man auch Tipps, wo es besonders schön ist oder es werden Job-Angebote veröffentlicht. Also viele nützliche Dinge! Und was ich ehrlich sagen muss, diese Gruppe „Frauen steigen aus“ ist die beste. Ich habe noch nie eine so herzliche Gruppe erlebt. Nie ein böses Wort, nur aufmunternde Worte, Interesse, Anteilnahme, Freude… toll!!

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