
Zu spät…
Nun, wo fängt man an?
Am besten beim Grundsätzlichen: Mit dem Bloggen bin ich ein bisschen spät dran, wahrscheinlich ist es schon wieder out, aber gut, ich habe noch nie viel darauf gegeben, ob etwas „in“ oder „out“ ist. Es musste für mich von Nutzen sein, es musste in mein Leben passen, dann ist alles gut und genau jetzt passt so ein Blog in mein Leben. Früher sagte man ja dazu Tagebuch und genau das brauche ich jetzt. Eigentlich für mich! Gut, wenn es auch andere interessiert, soll es mir recht sein. Das Thema ist ja – glaube ich – hochaktuell:
? Aussteigen! ?
Dieses Thema zieht sich eigentlich durch mein Leben. Mit 20 Jahren wollte ich schon mal 1 oder 1 1/2 Jahre aussteigen. Mein Gedanke war nach Indien zu gehen und dort medizinische Hilfe zu leisten. Realistisch, weil ich eine entsprechende Ausbildung habe. Aber… aber ich hatte eine Wohnung, ein Auto, ein Leben… Ach nein, das konnte ich nicht alles so einfach aufgeben. Ich war damals sogar mit einem guten Freund 6 Wochen in Indien, zur Probe sozusagen. Eigentlich habe ich alles richtig gemacht… nur der Mut hat am Ende gefehlt, denn das Land war faszinierend, voller Widersprüche, voller Liebe, Leid, Hoffnung. Diese 6 Wochen waren sehr emotional, in jeder Hinsicht. Aber gut, das ist eine andere Geschichte und es gab noch weitere Geschichten und bei keiner habe ich es geschafft den Gedanken in eine Tat umzusetzen. Aber heute und jetzt geht es hier um das ?Aussteigen! ?
Kennst du auch diese Sehnsucht?
Warum zieht sich dieser Gedanke durch mein Leben? Warum bin ich nicht mit dem zufrieden, was ich habe, was mir die Gesellschaft bietet?
Da stellen sich gerade schon die Nackenhaare auf.
Diese Gesellschaft ist nicht für mich gemacht und ich nicht für die Gesellschaft. Wir tun uns beide nichts Gutes! Zumindest habe ich mich mittlerweile so sehr angepasst, dass ich trotzdem glücklich bin, mich arrangiert habe. Aber die unstillbare Sehnsucht ist immer da. Die Sehnsucht nach Weite, Freiheit, Abenteuer, interessanten Menschen, fremden Ländern, anderen Sitten.
– Muss gerade mal auf meinen Zettel schauen, weil ich heute eine „Ich mag- und Ich mag nicht-Liste“ zusammengestellt habe… –
Abenteuer möchte ich nicht mehr am Computer in einem Spiel erleben, sondern ich möchte, dass mein Leben ein Abenteuer wird, ich möchte endlich das Gefühl haben mein Leben auch wirklich zu leben. Ich möchte lernen, dass es keine wirklichen Sicherheiten (wie man ja immer annimmt) gibt. Jede Minute genießen, frei sein, frei von Ballast jeglicher Art. Durch meine eigene Beschränkung/ den Verzicht (habe nicht im Lotto gewonnen…), erhoffe ich mir zu entdecken was wirklich zählt, Bedeutung für mich hat. Ich liebe frische Luft, fremde Länder, die Sonne… Ach, ich könnte so weiter schreiben. Die Moral von meiner Geschichte: Ich gehe ein in dieser Gesellschaft, sie nimmt mir die Luft zum Atmen, sie nimmt mir die Möglichkeit der Menschen zu sein, der ich sein könnte: Mutig, voller Tatendrang, Fröhlichkeit und mit großen Träumen.
Eigentlich lebe ich sehr bewusst, seit mehreren Jahren esse ich kaum Fleisch oder Fisch, meist nur wenn ich irgendwo eingeladen bin oder mal Essen gehe. Beim Einkaufen achte ich darauf, ob es regionale Produkte sind oder aus dem Ausland kommen. Seit kurzem habe ich eine App auf dem Handy, mit der ich jedes Produkt scannen kann und es zeigt mir an, was genau drin ist bzw. welche Stoffe kritisch sind (z.B. dieses Mikroplastik). Ich habe viele Jahre (freiwillig) Verzicht geübt, weil ich die Erziehung meines Sohnes über beruflichen Erfolg gestellt habe.
Trotz dieser bewussten Lebensweise entdecke ich immer wieder Spuren der Gesellschaft an mir. Ich kaufe Dinge, die ich überhaupt nicht zwingend benötige, die dann z.B. nur im Schrank liegen. Ein Kassensturz die Tage zeigte mir, dass ich die vergangenen Monate Sachen im Wert von über 400 Euro/ Monat gekauft habe, die ich nicht brauche. Nicht brauche!! ? Und nein, es war nicht meine soziale Ader, um die armen Unternehmen wie Amazon zu unterstützen. Nein, es sind die Spuren dieser Gesellschaft, die uns vorgauckelt alles Mögliche zu brauchen, um glücklich zu sein. Aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall, wir müllen uns selbst zu mit unnötigen Ballast, der uns innerlich vergiftet.
Ich mag nicht mehr!
Genau das habe ich mir vorgestern gedacht. Es ist jetzt Schluss. Es reicht mir nicht mehr mich mit „Dingen“ vollzustopfen, die nur eine Ersatzbefriedigung sind und nicht mal wirklich diesen Zweck erfüllen, weil sie diese Leere in mir nicht füllen können. Ich werde bald 47 Jahre alt, mein Kind ist aus dem Haus, geht seinen eigenen (wundervollen) Weg. Es wird Zeit den Beginn der Reise zu planen.
Fazit: Es ist nie zu spät sein Leben zu ändern!!
(…auch nicht zu bloggen…)